Montag, 20. August 2012

Das war's...

Dieses ist der letzte Eintrag in diesen Blog, der auch für uns etwas plötzlich kommt. Die letzten Tage waren so voll, dass wir nicht mehr zum Schreiben gekommen sind. Und jetzt sind wir schon mitten in der Serengeti angekommen. Und diesen privaten Teil der Reise wollten wir hier nicht mehr kommentieren.

Die letzte zwei Tage in Bukoba waren geprägt von persönlichen Begegnungen. Am Mittwoch waren wir von morgens bis zum späten Nachmittag bei Freunden eingeladen. Alle, die sich uns persönlich verbunden fühlen oder die bei den verschiedenen Gelegenheiten bereits zu Gast in Burscheid waren, wollten uns unbedingt zu sich nach Hause zu ihren Familien einladen, und das immer mit Essen! Da dies gar nicht machbar war, haben sich unsere Gastgeber auf einen Plan mit Stippvisiten in den jeweiligen Häusern geeinigt und für den Abend zu einem gemeinsamen Essen am Strand des Victroriasees eingeladen. Das war ein frohes und völlig unkompliziertes Miteinander; wir haben erzählt, gelacht, diskutiert und getanzt. Hier ist uns wieder bewusst geworden, dass neben der formalen Partnerschaft auch eine Reihe von persönlichen Beziehungen dazu gekommen sind, die ganz wesentlich zum Bestand der Partnerschaft beitragen.

Donnerstag Abend stand dann der offizielle Abschlussabend auf dem Programm. Die gesamte Spitze von Kolping Tanzania war vertreten. Sogar ein Ablaufplan war erstellt worden und Andrew Kagya, der Koordinator von KAKAU führte durch den Abend. Ja, es war ein bisschen formal - aber das gehört wohl dazu. Ich habe die vergangenen 10 Tage kurz zusammengefasst und insbesondere die positiven Veränderungen und Fortschritte in den Mittelpunkt gerückt, die wir sowohl bei den Aktivitäten von KAKAU als auch bei Kolping festgestellt haben. Father David hat sich mit sehr persönlichen Worten bei uns bedankt. Unser Besuch sei ein starker Ansporn für die weitere Arbeit und die Unterstützung aus Burscheid sei ein wichtiger Baustein beim Kampf gegen AIDS und bei der Schulbildung der AIDS Waisen.
Für viel Freude hat das Video vom letzten Besuch 2007 gesorgt, das per Beamer auf eine große Leinwand projeziert wurde. Auf besonderen Wunsch der Gruppe, die uns 2009 zum Kolpingjubiläum besucht hat, haben wir dann "Die Affen rasen durch den Wald" gesungen und große Freude ausgelöst. Mit einem mehrstimmingen Lied haben unsere Gastgeber geantwortet und schließlich haben wir mit einem feierlichen "Großer Gott wir loben Dich" auf Kisuaheli und Deutsch den Abend beendet.

Damit endet dieser Blog. Herzlichen Dank für die vielen Kommentare!
Wer noch mehr wissen und auch Fotos der Reise sehen möchte, der sollte zum "Tansania Fest" kommen, zu dem wir hiermit schon herzliche einladen:

Tansaniafest am 23.9.2012:
11:00 "afrikanische" Messe in St. Laurentius Buscheid
anschl. geht's weiter im Pfarrheim:
 Imbiss u.a. mit tansanischen Spezialitäten
Fotobericht mit Kommentaren und genug Zeit für Fragen
Verkauf von Reisemitbringseln (u.a. tansanisches Kunsthandwerk)
Ausklang beim Café Kolping
Freundliche Gruesse / Best Regards
Johannes Schrage
<Sent by Blackberry>

Donnerstag, 16. August 2012

Fortschritte in der Landwirtschaft

Endlich! Die frischen Ananas sind greifbar! Doch bevor es soweit ist, müssen wir uns wieder einmal in ein Gästebuch eintragen. Es gibt wieder „Chewingkoffee“und dann erfahren wir, wie sich die Kolpingsfamilie hier am Ort entwickelt hat. Vor 12 Jahren mit 10 Mitgliedern gestartet sind es nun 40. Vier Schwerpunkte hat sich die Kolpingsfamilie gesetzt:

Samstags trifft sich die Familie regelmäßig zum Gebet und Bibelteilen.
Es gibt eine Spargruppe, die an ihre Mitglieder Micro Kredite vergibt..
Durch die Verwendung von Kompost (selbsthergestellt) hat sich der Anbau verbessert.
Durch die Weitergabe von  Jungtieren innerhalb  der Kolpingsfamilie besitzen die Mitglieder mehr als nur ein Tier..
Mit Stolz erzählt uns der Vorsitzende der Familie, dass es genug zu essen gibt und Kinder zur Schule gehen können  
Dann schauen wir uns die Baumschule an und erfahren die Anzucht von Pinien. Anschließend fahren wir zur Ananasplantage. Und es ist wie vor 5 Jahren: Frisch vom Feld, noch warm tropft beim Abbeißen der Saft. So schmecken Ananas nur auf dem Feld! Allein das entschädigt für  manche Strapazen der langen Reise.

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Helmut Bernhardt

Montag, 13. Augus


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Auf dem Weg zur Gemeinde von Father Achilleus haben wir Halt gemacht beim Kolping-Ausbildungszentrum in Kagondo. Hier erhalten Jugendliche eine Berufsausbildung.

In 3 Jahren werden Maurer, Schreiner und Näherinnen ausgebildet. Mitdieser Ausbildung erhöht sich ihre Chance Arbeit zu bekommen und ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen.

Interessant für uns waren die Arbeitsbedingungen:  Wird bei uns der Kies direkt zur Baustelle geliefert, so lernen sie hier, den Kies selbst zu produzieren. Dadurch sind sie später unabhängiger beim Bau von Gebäuden: Auch in der Schreinerei stand Handarbeit im Vordergrund; wir konnten sehen, wir Jugendliche Verzapfungen von Hand herstellten, Zwar standen Maschinen zur Verfügung, aber die würden bei uns in  keinem Ausbildungszentrum stehen. Auf einem Typenschild fanden wir die Jahreszahl 1962. Dass die Näherinnen mit den guten alten Nähmaschinen mit Fußantrieb arbeiteten, leuchtete uns ein, denn nicht überall ist Strom vorhanden.

Helmut Bernhardt

Mittwoch, 15. August 2012

Zu Besuch bei Father Achilleus

Den Donnerstag haben wir fast komplett außerhalb von Bukoba, bei Father Achilleus verbracht. Father Achilleus ist ein Priester, der mit unserer Gemeinde schon seit 2003 bekannt ist und auch beim WJT 2005 dabei war.
Er begrüßte uns herzlich; Dann gab es erstmal Kaukaffee, ein traditionelles Willkommenszeichen für gern gesehene Gäste. Er zeigte uns die Schulen in seiner Gemeinde, eine Secondary und eine Primary School. Beide (private) Schulen genießen einen sehr guten Ruf, sogar aus entfernteren großen Städten kommen Schüler hierhin. Danach Mittagessen, und zwar richtig viel und richtig gut! Die Pommes und Banana Pizza im Hotel sind zwar lecker, aber traditionell ist das wirklich nicht. Bei Father Achilleus bekamen wir endlich mal typisches tansanisches Essen.
Nach dem Essen besuchten wir noch einen Konvent von einem ziemlich neuen Orden. Die drei Schwestern, die hier leben, betreiben einen kleinen Bauernhof (ca. 3ha Land) mit Organic Farming, wie es einige Kolpingsfamilien auch tun. Hier konnten wir sehen, wie viel eine richtige Behandlung, beispielsweise der Bananenplantagen, ausmacht: Auf einer Seite des Weges bauten die Schwestern Bananen an. Die Stauden waren hoch und trugen viele Früchte. Der direkte Vergleich auf der anderen Seite des Weges war ein Bananenfeld, um das sich nicht besonders gekümmert wurde. Die Stauden wirkten im Vergleich... kümmerlich.

Viele Grüße!
Lukas

Montag, 13. August 2012

KAKAU - Public Awareness

Zu Deutsch soviel wie "Öffentliche Bewusstseinsbildung", ein etwas sperriges Wort für laute Musik und launig rhythmischen Tanz! Beides natürlich nicht nur zum Vergnügen, schließlich handelt es sich um eine KAKAU*-Veranstaltung.

Zwischen Ananas-Ständen und T-Shirt-Verkäufer steht ein etwas ramponierter Lastwagen mit auf Dachhöhe gestapelten Boxen, daneben die Musiker der Band, davor ein Platz, der vor lauter Menschen zu platzen droht. Deshalb ist es für Andrew Kagya, KAKAU-Koordinator, nicht ganz einfach den Platz für die Tänzer der Gruppe frei zu halten. Nach einer kurzen Begrüßung geht es los.

Das Programm fängt mit Liedern und Tänzen der KAKAU-Band an. Die Lieder gehen thematisch auf Aids und HIV ein, die Tänze in Kostümen sind vor allem große Show mit einer unglaublichen Begeisterung! Darauf folgen mehrere Akte eines Theaterstücks über die Wichtigkeit, aber auch Schwierigkeiten von HIV-Tests. Zwischen den Akten gibt eine Expertin des Krankenhauses von Bukoba Antworten auf vielfältige Fragen über Aids, HIV und das Leben mit diesen. Es fällt auf, dass die Fragen offener und auch detaillierter sind als noch vor 5 Jahren. Auch die Intention der öffentlichen Auftritte selbst hat sich verändert. Ging es früher allein ums enttabuisieren von HIV, ermutigen das Theaterstück und die Lieder die Leute nun, den seit letztem Jahr vom Staat kostenlos angebotenen HIV-Test zu machen. Oft ist den Leuten nicht bewusst, wie wichtig ein solcher Test sein kann.

Um die Hürde gering zu halten, kann man sich gegenüber vom Platz direkt testen lassen. Innerhalb von 5-10 Minuten bekommen die Menschen ihre Ergebnisse mitgeteilt. Der große Erfolg der Veranstaltung lässt sich daran ablesen, dass auch noch nachdem die Band ihr Programm mit Tanz und Musik beendet hat, Menschen für den Test anstehen.

Am Ende stehen wir noch kurz zusammen mit Andrew vor der Testraum. Ein Mann mit einem unsicherem Gesicht und einem kleinem Zettel in der Hand spricht Andrew an. Sie sprechen kurz miteinander und gehen zusammen beiseite. Es scheint, der Mann hat ein positives Ergebnis bekommen, ein traurig beeindruckender Moment.


Da scheint es ein geradezu mickriger Trost zu sein, dass der Mann überhaupt erfahren hat, dass er HIV positiv ist. Und doch, auf diesem Wege lässt sich dem Mann helfen.

Diesem Mann viel Glück und euch liebe Grüße!

Peter Schrage


*KAKAU = KAnisa KAtoliki Dhidi Ya Ukimwi = AIDS-Kontrollprogramm der Diozöse Bukoba

Sonntag, 12. August 2012

Wo unsere Hilfe ankommt...

Am Freitag nachmittag waren wir mit Andrew Kagya, dem Koordinator von KAKAU unterwegs. Auf dem Programm standen 3 Familien, die von KAKAU unterstützt werden. 



Nach dem Besuch der Kirche in Maruku (siehe "Maruku Parish") geht es zu Fuß los über die Trampelpfade, die durch die typischen Kleinfelder führten, auf denen Bananen, Kaffee, Bohnen, Kartoffeln und auch der vielseitig nutzbare Kasawa Strauch (Wurzeln zum Essen, Holz zum Feuern, Blätter als Salat) angebaut wird.  Jeweils mittendrin eine Lehmhütte, gedeckt mit Gras, oder mit Wellblech. Im Nu sind unsere Schuhe rötlich staubig von dem Boden, dessen Farbe das ganze Land prägt.  
Der erste Besuch führt uns zu einer Witwe mit ihren zwei Kindern. Der Mann ist an AIDS gestorben. Sie hat uns erwartet und begrüßt uns herzlich. Direkt werden wir hinter die Hütte geführt, wo sie uns stolz den Stall mit vier Ziegen zeigt. Vor zwei Jahren hat sie von KAKAU zwei Ziegen als Startkapital erhalten; jetzt ist sie stolz auf den Nachwuchs. Der Nutzen der Ziegen beschränkt sich nicht nur auf Milch und Geld aus dem Verkauf der Jungtiere; ihr Kot, der als Dünger eingesetzt wird, steigert erheblich den Ertrag der angebauten Früchte. Diese Familie ist inzwischen wirtschaftlich unabhängig und bedarf keiner Unterstützung mit Lebensmitteln und Schulkleidung für die Kinder mehr. 

Die Frau, die uns mit ihrem selbstbewussten Auftreten überzeugt, arbeitet ehrenamtlich bei KAKAU mit. Sie leitet eine Selbsthilfegruppe von AIDS-Kranken und ist auf Diözesanebene als Multiplikatorin für die Bildung solcher Selbsthilfegruppen tätig. Wie Kagya erläutert, hat KAKAU vor 2 Jahren begonnen, Selbsthilfegruppen von und für Menschen zu gründen, die von AIDS betroffen sind. Dies sind Infizierte, deren Familienangehörige oder auch Hinterbliebene, Witwen  und Waisenkinder.

Unsere Geschenke finden wie immer großen Anklang: eine Kerze mit den Abbildungen der Laurentiuskirche und der Liebfrauenkirche, die Laurentiusplakette (aus der Federal Mogul Gießerei), und ein Bild der Burscheider Delegation. Bei den Kindern ist aber ohne Frage der Fußball (ebenfalls von Federal Mogul gestiftet) der Renner. Kaum haben wir erklärt, wie die Luftpumpe funktioniert, wird auch schon begeistert aufgepumpt und die vielen Kinder, die sich in der Zwischenzeit zwischen Bananenstauden und Kaffeesträuchern angeschlichen haben, stürzen sich auf den Ball und los geht's.

Bei der zweiten Familie, die wir besuchen, finden wir ähnliche Bedingungen vor. Die Mutter lebt mit ihrem erwachsenen Sohn zusammen und kümmert sich um dessen beide Kinder. Sie hat vor 5 Jahren mit 2 Ziegen angefangen und zeigt uns sichtlich stolz die frisch gekauftem Wellbleche für das neue Dach der Hütte. Sie hat das Geld mit dem Verkauf von insgesamt 8 Ziegen aus dem Nachwuchs erwirtschaftet. Sie leitet ebenfalls eine Selbsthilfegruppe.

Beim dritten Besuch gibt es ein freudiges Wiedersehen mit der "Strong Lady", wie sie von unseren KAKAU Begleitern schon vor 5 Jahren genannt wurde. An AIDS erkrankt, alleine mit zwei Kindern, befand sie sich in einer denkbar schlechten Situation als KAKAU vor 7 Jahren begann, sie und ihre Kinder zu unterstützen. Inzwischen geht es ihr gesundheitlich deutlich besser (die Medikamente für registrierte AIDS-Kranke werden vom Staat kostenlos zur Verfügung gestellt). Im Gespräch wird deutlich, was sie antreibt und ihr Lebenskraft gibt: Sie will ihre Kinder groß ziehen und ihnen eine Schulbildung ermöglichen. Sie ist inzwischen dank der Unterstützung von KAKAU wirtschaftlich unabhängig und kann ihre Kinder zur Schule schicken, was auch heißt: Schulgeld bezahlen, Schulkleidung sowie Unterrichtsmaterial wie Hefte und Stifte kaufen. Stolz berichtet sie, dass die Kinder mit guten Noten nach Hause kommen.
Der Dank für unsere Hilfe ist so groß, dass sie spontan ein Dankgebet spricht und den Segen Gottes für die Helfer aus Burscheid erbittet.

Diese Besuche haben uns eindrücklich gezeigt, dass unsere Hilfe ankommt. Das Geld, das wir jährlich überweisen, ist für diesen Zweig des KAKAU Programms bestimmt, der sich um AIDS-Kranke und deren Familien kümmert. "Hilfe zur Selbsthilfe" funktioniert hier in beispielhafter Weise und hat uns überzeugt. Die Fortschritte sind deutlich sichtbar. Dabei stellen wir fest, dass KAKAU seine Unterstützung den veränderten Lebensbedingungen der Familien anpasst. Dazu gehört auch, dass KAKAU Moskitonetze für die AIDS-Kranken und für die Kinder verteilt. An Malaria sterben immer noch deutlich mehr Menschen als an AIDS, obwohl die Krankheit bei rechtzeitiger Diagnose mit den entsprechenden Medikamenten geheilt werden kann. Die Gründe sind vor allem eine Fehleinschätzung der anfänglichen Symptome und der Mangel an Geld für die ärztliche Behandlung und die notwendigen Medikamente. Eine Malaria Infektion ist besonders gefährlich für die HIV-Infizierten und für Kinder, so dass KAKAU hier ansetzt.

Johannes Schrage

Maruku Parish - Vorbild für die "afrikanische Kirche", Fastenzeit 2008

Wir begannen den Besuch der Familien, die von KAKAU unterstützt werden, an der Pfarrkirche von Maruku, wo wir vom Pfarrer begrüßt worden. Zum Standard dieser offiziellen Begrüßungen, wie wir sie immer wieder erleben, gehört der Eintrag ins Gästebuch. Eigentlich ein wenig lästig - aber umso größer war die Freude, als wir den Eintrag der Burscheider Gruppe von vor 5 Jahren wieder fanden. 

Stolz präsentierte der Pfarrer uns dann seine fast fertige Kirche, die im Dezember offiziell eingeweiht werden soll. Schon vor fünf Jahren wurde diese Kirche benutzt, obwohl der Innenausbau noch gar nicht richtig begonnen hatte. Damals war der rohe Betonboden komplett mit Heu ausgelegt, auf den sich die Gläubigen während des Gottesdienstes hinsetzen konnten. Jetzt war der Boden gefliest und Bänke standen bereit.


Diese Kirche mit dem Heu auf dem Boden war Ideengeber für die Gestaltung der "afrikanischen Kirche" im Chorraum von St. Laurentius in der Fastenzeit 2008.

Johannes Schrage